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Das Ramayana – Botschaft der Hoffnung und Freude (Otto Abt)


Das Ramayana ist eine zeitlose und doch zeitgemäße Geschichte. Es erzählt von Göttern und Dämonen, von Menschen und ihrer Liebe und Leidenschaft, von Hass und Gottesfurcht. Tragendes Element ist die Liebesgeschichte um Rama und Sita. Doch die eigentliche Aussage des Ramayana ist viel umfassender. In dem großen Weltdrama sind die beiden Liebenden der Inbegriff des Guten, des Reinen. Sie kämpfen hart gegen das Böse, und das Prinzip des Guten setzt sich letztendlich durch. Daraufhin herrschen paradiesische Zustände ohne Leid, Schmerz und Krieg. Im Ramayana werden Maßstäbe für Gut und Böse gesetzt, die fortdauern bis heute...
Das Ramayana zählt zu den wichtigsten Büchern der Weltliteratur. Es ist neben dem Mahabharata das beliebteste und größte Epos auf dem indischen Subkontinent. Hier beeinflusst es die Vorstellungen, das Leben und Handeln der meisten Menschen. Jedoch nicht nur in Indien kennt man das Ramayana. Die Geschichte ist im gesamten südlichen und südöstlichen Asien bekannt und ist so der Stoff für das Stirb-und-Werde von Millionen und Abermillionen von Menschen. Deutschsprachige Leser haben nun mit dieser neuen Fassung ebenfalls die Möglichkeit, an dem Weltepos teilzuhaben.
128 Seiten

ISBN 9783895021695

Horlemann Verlag

Leseprobe

Ein Ereignis von großer Bedeutung


Der Schüler Prinz Dasharatha von Ayudhya lässt mit einem Seufzer der Erleichterung seine Schriften fallen. Der Lehrer hat mit dem Erfolg zufrieden seinen Unterricht abgeschlossen. "Für heute haben wir genug gelesen. Die Stunde ist beendet." Der Prinz verneigt sich zum Gruß und eilt schnellen Schrittes in seine Gemächer. Oft ist er neidisch auf seine Altersgenossen, die meist ein viel leichteres Leben genießen können. "Du wirst einmal König werden und musst dich darauf vorbereiten", hat ihm sein Vater immer wieder gesagt. Manchmal ist es wirklich zum Verzweifeln, so wie heute: Tanzunterricht, Flötenunterricht, drei Stunden in den alten Schriften lesen, Unterweisung im Recht, im Führen der Staatsgeschäfte, in der Kriegsführung, Sternkunde, Philosophie, Etikette.

Eilig wechselt er die Kleidung und stürmt im Laufschritt zu den Pferdeställen. Die Stallburschen führen sein Pferd heraus. Ein paar fröhliche Worte und schon jagt ein Trupp junger Männer im Galopp zum Burgtor hinaus. Mit erhobenem Arm gibt Dasharatha die Richtung an. Bald endet die Straße, und die Pferde verfallen in eine langsamere Gangart. Dichtes Unterholz nimmt die Männer auf, und dann steht drohend der Regenwald vor ihnen. Die Begleiter steigen ab. "Wartet hier auf mich. Ich will mein Wild alleine jagen!", befiehlt Dasharatha, springt vom Pferd, ergreift Bogen und Pfeile und verschwindet hinter den dichten Zweigen, ehe seine Wächter nur etwas einwenden können. So richten sie sich auf eine längere Rast ein, holen Wasser von der nahen Quelle und lagern im Schatten eines großen Baumes.

Derweil schlüpft der junge Prinz behände wie eine Schlange durch dichtes Gebüsch auf einen Bach zu, aus dem gegen Abend die Tiere zu trinken pflegen. Schon hört er das Murmeln des klaren Wassers. An einer unbewachsenen Stelle lässt er sich nieder, um die Dämmerung abzuwarten. Er lauscht dem Gesang der unzähligen Vögel, die mit ihren Liedern bereits den Abend ankündigen. "Hier im Wald gibt es keinen Menschen, der Befehle erteilt. Hier fühle ich mich frei von allen Vorschriften des Hofes." Plötzlich ein Geräusch von der Wasserstelle. Es hört sich an, als ob jemand einen Krug mit Wasser füllt. "Das muss ein Elefant sein, der sich als erstes Tier auf den Weg gemacht hat, um seinen Durst zu löschen." Den Königssohn packt das Jagdfieber, er spannt seinen Bogen, und mit hellem Sirren zischt der Pfeil davon.

Ein entsetzlicher Schrei ertönt. Der Schrei eines Menschen! Von jähem Schreck erfasst, rast der Schütze durchs Gebüsch, spürt nicht die Zweige, die ihm unbarmherzig ins Gesicht schlagen.
Dann steht er nach Atem ringend am Wasser und erkennt in einem Augenblick, welches Unheil er angerichtet hat. Vor ihm liegt ein junger Mann, mit seinen Händen den Pfeil umklammernd, der noch immer in seiner Brust steckt. "Wer bist du? Warum willst du mich töten?", stößt der tödlich Getroffene verzweifelt hervor. "Nun werden meine gebrechlichen Eltern vor Durst und Hunger hier im Walde sterben müssen. Warum musste das geschehen?"
Dasharatha gibt sich zu erkennen und deckt seinen furchtbaren Irrtum auf. Der Sterbende sieht das ganze Entsetzen des Königssohnes und vergibt ihm. Vorsichtig zieht Dasharatha den vergifteten Pfeil aus der Wunde, zu spät, der Verletzte legt seinen Kopf zur Seite und stirbt.
Von Schmerz versteinert steht der Prinz neben dem Toten. Wie lange? Er weiß es nicht. Dann ergreift er wie betäubt den am Boden liegenden Krug, füllt ihn mit frischem Wasser und macht sich auf den Weg zu den Eltern des Verschiedenen. Ein schmaler Pfad führt durch das Dickicht, ihm folgend gelangt er zu einer kleinen armseligen Hütte unter hohen Bäumen. Hier müssen die beiden wohnen.


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